DasGeschlosseneSystem

Snowpiercer von Bong Joon-ho

In einer nahen Zukunft führt ein Experiment zur Bekämpfung der globalen Erwärmung zu ewigem Eis. Alles stirbt, die Menschheit geht unter – fast alle, denn der Rest der Menschheit konnte sich in einen Zug flüchten, den Snowpiercer, der auf einem Schienennetzwerk rund um den Globus seine Runden dreht, Jahr für Jahr, nunmehr 18 Jahre.
Das Leben in diesem Wunderwerk der Technik, das einst vom genialen Ingenieur Wilford erschaffen wurde, lebt vom Gleichgewicht, das jedoch zumeist auf Kosten der armen Menschen im hinteren Teil des Zuges. Sie sind die Mehrheit, doch bekommen sie nur das Nötigste und müssen im Dreck leben, keine gute Grundlage für ein friedliches Zusammenleben, auch wenn sie nicht bewaffnet sind, wallt ein weiteres Mal der Widerstand auf. Der neue Anführer wird Curtis Everett sein, was er noch nicht wirklich weiß und seine Aufgabe ist es den gesamten Zug zu durchqueren und zu überleben, um Wilford zu töten und die Menschheit zu befreien.

Lange hat es gedauert bis Bong Joon-hos „Snowpiercer“ hier seinen Kinostart bekam, nicht zuletzt wegen der Querelen mit dem Harvey Weinstein, der den Film in seinem Verleihgebiet unbedingt um 20 Minuten kürzen wollte. Während er also 2013 in Frankreich, Korea und Japan bereits die Kinosäle füllte, konnten wir nur darben. Letztendlich hat Bong Joon-ho gewonnen oder vielleicht auch verloren, denn der Film kommt ungekürzt in die Kinos, aber nur in Programmkinos.
„Snowpiercer“ basiert auf der Graphic Novel „Schneekreuzer“ von Jaques Lob, Benjamin Legrand und Jean-Marc Rochette und erzählt die Geschichte einer versauten Erdrettung, die uns in eine neue Eiszeit führte und die Erde unbewohnbar machte. Die wenigen Überlebenden konnten sich in einen ewig langen Zug retten, ein perpetuum mobile, der dank seiner technischen Augeklügeltheit immer genug Energie hat und bei der Fahrt sogar Wasser aufnehmen kann. Dieser Zug fährt in einer Dauerschleife um die Erde, ohne zu halten.
Innerhalb des Zuges leben die Menschen in Klassengesellschaften, von denen die meisten in der niedrigsten Klasse vor sich hinvegetieren, nur mit dem Nötigsten versorgt und in ständiger Unterdrückung. Währenddessen leben die Reichen in Saus und Braus.
Während der 18 Jahre, in denen der Zug seine Kreise zieht, gab es immer wieder Aufstände, so auch nun, aber dieser scheint unter einem guten Stern zu stehen.
Klaustrophobische Enge, Existenzängste, Soziale Spannungen in einem geschlossenen System, aus dem es kein Entkommen gibt.
Die Umwelt ist zerstört und niemand kann überleben, der Zug als einziger Lebensraum?
Jaja, so funktionieren totalitäre Staaten, doch zum Glück gibt es immer Menschen, die über den Tellerrand gucken und mehr sehen, vor allem Veränderungen.
„Snowpiercer“ ist wirklich düster, schmutzig und brutal und ja, er erinnert optisch an den ein oder anderen bekannten Streifen und ja er ist mit Chris Evans als Heilsbringer nicht unbedingt ideal besetzt.
Guterweise hat der Film aber so viele Vorzüge und unglaubliche Details wie andere gute Schauspieler – ich werde einen Schrein für Tilda Swinton errichten – dass man darüber wirklich hinwegsehen kann.
Natürlich sollte man nicht versuchen über gewisse Waggons und deren Inhalt genauer nachzudenken, nehme man es wie es ist und lasse sich in die Fantasie abgleiten so ein Zug, der innen irgendwie viel kleiner ist als von Außen, würde funktionieren und es gehe um den tieferen Sinn – sollte man immer so machen, dann hat man auch seine Freude an diesem wunderbaren Drama. Vor allem aber sollte man hinhören, wenn Dir einer sagt: höre ihm nicht zu, sondern schneide ihm sofort die Zunge raus – alte Schlange Kaa- und Demagogen-Weisheit.
Ich möchte nicht vergessen John Hurt zu erwähnen, der wie immer alt, aber zauselig gut ist und Song Kang-ho, der mehr drauf hat, als an Industrieabfällen zu schnüffeln.

Insgesamt ein sehenswertes Stück Kino, von dem man nicht zu viel erwarten darf und dass sicher nicht an die Vorlage herankommt, das aber in sich gut funktioniert und die Freude auf eine zweite Sichtung auf den FF-Nights nicht verblassen lässt.

Snowpiercer Directed by Bong Joon-ho Produced by Park Chan-wook Lee Tae-hun Park Tae-jun Dooho Choi Robert Bernacchi David Minkowski Matthew Stillman Screenplay by Bong Joon-ho Kelly Masterson Based on Le Transperceneige by Jacques Lob Benjamin Legrand Jean-Marc Rochette Starring Chris Evans Song Kang-ho Go Ah-sung Jamie Bell Alison Pill John Hurt Tilda Swinton Octavia Spencer Ed Harris Music by Marco Beltrami[1] Cinematography Hong Kyung-pyo Editing by Steve M. Choe Studio Moho Films Opus Picture[2] Distributed by Radius-TWC CJ Entertainment (South Korea) Release dates August 1, 2013 (South Korea) June 27, 2014 (United States) Running time 125 minutes Country South Korea[2] Budget $39.2 million (estimated)[3] Box office $67,400,000

2 Gedanken zu „DasGeschlosseneSystem“

  1. Fand ich auch spitze! Großartiger Film. Habe mir gleich danach auch den Comic gekauft und da muss ich wirklich sagen, den haben sie gut umgesetzt… auch wenn Film und Comic zwei recht unterschiedliche Wege gehen. (Immerhin eröffnet der Comic Möglichkeiten für einen zweiten Teil 😉 so unglaublich das klingen mag, nachdem man den Film gesehen hat)

    1. Ah interessant, weil ich den Comic noch nicht kenne. Schön, wenn ein Film die Vorlage gut erfasst. Erst dachte ich: na ja war gut, aber nach ein paar Tagen war ich nur noch begeistert; er geht mir nicht mehr aus dem Kopf und ich freue mich echt, ihn ein weiteres Mal im Kino zu sehen 😀

NurZuTrauDich!

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