UrsacheUndWirkung

Der Bote von Dieter Paul Rudolph

Wir sind im Jahr 2168. So fern in der Zukunft und doch so weit zurück, denn was auch immer dazu führte, die Menschen leben wieder ohne Strom, fahren mit Kutschen und leiden unter enormer Wasserknappheit.
So zurückversetzt ins 19. Jahrhundert ermittelt ein junger Kriminalrichter in einem Fall im abgelegenen Dorf Bannkies.
Das Städtchen ist gegenüber dem Kriminologen eher zurückhaltend eingestellt, doch ein Toter mit einem Stein erschlagener Mann kann nicht unter den Teppich gekehrt werden, schon gar nicht wenn er ein seltsames Behältnis aus einem fremdartigen Material bei sich hatte. Ist es ein Relikt aus der Vergangenheit oder gar der Zukunft? Wer tötete den Mann? Wer war er überhaupt und warum will niemand so wirklich mit der Sprache herausrücken?

„Der Bote“ ist eigentlich eine recht überschaubare Geschichte mit nur 170 Seiten. Warum ich dennoch so lange für das erste Drittel gebraucht habe mag am ungewohnten Schreibstil Rudolphs gelegen haben und einer Story mit der ich zunächst nicht so recht warm wurde. Wenn ich einen SF-Krimi in der Hand halte, in dem die Protagonisten eher dem 19. Jahrhundert entsprungen sind, denke ich natürlich als erstes an Steampunk. Nun das war auch die erste „Enttäuschung“, denn „Der Bote“ hats nicht so mit moderner oder dampfbetriebener Technik. Vielmehr beginnt alles mit einem recht unspektakulären Totschlag eines Unbekannten in irgendeinem kleinen Kaff namens Bannkies. Es passiert nicht besonders viel. Der abgeorderte Kriminalrichter wird mit niemanden so recht warm, erhält kaum brauchbare Auskünfte und bekommt dann auch noch einen weiteren Kriminalrichter als Chefermittler vor die Nase gesetzt. Und während man denkt, das dümpelt hier aber vor sich hin, erwärmt man sich dann doch für die kurzen Sätze die knappen Beschreibungen und die für den Protagonisten erstaunlichen Funde in einer Schäferhütte. Geheimnisse aus der Vergangenheit, die in der Gegenwart an Zauberei grenzen und eine Wirkung deren Ursache in der Zukunft liegt oder umgekehrt.
Zeitphänomene, sofern sie gut geschrieben sind, haben mich schon immer begeistert und so wurden die letzten zwei Drittel des erst so verschmähten Weihnachtsgeschenkes in wenigen Stunden verschlungen. Geahnt hatte ich was kommt, als alter SF-Hase nicht verwunderlich, dennoch schön, dass man hin und wieder auf so kleine unspektakuläre Bücher und Autoren trifft, die das Wesentliche so nett in wenigen Worten verpacken und dem Leser genug Spielraum geben, seiner Fantasie freien lauf zu lassen.
8*:10

Dieter Paul Rudolph Der Bote Ein Science-Fiction-Krimi aus der guten alten Zeit, Conte Krimi 29 176 Seiten, Paperback ISBN 978-3-941657-61-8 Preis 11,90 €

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