DoppeltesSpiel

Dame, König, As, Spion von Tomas Alfredson

Inhalt:
Es ist was faul im Staate Dänemark… ein Maulwurf sitzt im Circus, dem Britischen Geheimdienst, da ist sich Chef Control ganz sicher. Doch der geheime Spezialeinsatz in Budapest, der dazu dienen soll den Verräter zu entlarfen, schlägt fehl, Controls Agent verliert sein Leben und er muss in Rente. Aber Control geht nicht alleine, er nimmt seine rechte Hand Smiley mit in den Ruhestand
Allerdings ist die „Angelegenheit“ auch nach Controls Tod nicht vom Tisch, denn ein weiterer Agent aus Budapest kehrt zurück nach London und bestätigt die Maulwurftheorie und bringt damit George Smiley wieder ins Spiel, der von höchster Stelle aufgefordert wird gegen seine alte Kollegen zu ermitteln.

Fazit:
Man muss schon ein Faible fürs Ruhige, insbesondere für das zwischen den Zeilen Lesen mitbringen, denn Tomas Alfredson kann nicht aus seiner Haut. Matte Farben und britischer 70iger Jahre Look, permanente Winterstimmung sowie das Fehlen sinnloser Ballereien und die auffällig gelassen agierenden Agenten des John le Carré sind die Antipoden eines jeden James Bond Actioners. Nichts für die Schnellschnittmangageneration, hier heißt es aufpassen und vor allem abwarten. Alfredson bleibt bei seinen Leisten und macht gekonnt das was er am besten kann, diesmal mit einer zugegeben hochkarätigen Besetzung. Gary Oldman schlüpft dafür in Superagent Smileys Rolle und er ist gut, auch wenn er praktisch nur wenige Sätze sprechen muss, dafür aber oscarreif Blicke tauscht und in gedankenverlorenen scheinbar harmlosen Rückblicken das Puzzle vervollständigt und das große Ganze zusammenfügt. Tja einsam ist so ein Agentenleben zu weilen, wenig Zeit für echte Beziehungen, die man unter Umständen schnell abwickeln muss, um weniger angreifbar zu sein. Alfredson zeigt uns, die staubige Variante des kalten Krieges, die unendlich zähe Bürokratie des Geheimdienstapparates und vor allem das Ringen um Gelder, Macht und Anerkennung, ohne dabei die ganz menschlichen Seiten zu vernachlässigen, wenn zum Beispiel bei einer Abhöraktion im Hintergrund ein Gassenhauer läuft und alle, die mithören mitsummen und mitswingen und so der Song anstatt des Gespräches in den Vordergrund gerückt wird (um dann natürlich durch das Nachpfeifen einer Person, die Sache auffliegen zu lassen). Neben Herrn Oldman als George Smiley sehen wir einen sympathischen Benedict Cumberbatch als Smileys Helfer Guillam, das routinierte Charaktergesicht John Hurt als Control, einen sehr emotionalen Mark Strong als Jim Prideau, Colin Firth mal nicht so kuschelig und Tom Hardy mit wirklich schlechter Perücke. Ein tolles Team.
Alfredsons „Dame, König, As, Spion“ ist die Niedriggarmethode des Agententhrillers: alles bei geringer Hitze lange geduldig garen lassen und es wird zart und very british.

Großbritannien 2011 – Originaltitel: Tinker, Tailor, Soldier, Spy – Regie: Tomas Alfredson – Darsteller: Gary Oldman, Colin Firth, Tom Hardy, Mark Strong, John Hurt, Toby Jones – Prädikat: besonders wertvoll – FSK: ab 12 – Länge: 127 min.

15 Gedanken zu „DoppeltesSpiel“

  1. Den hatte ich mir schon vorgemerkt, ebenso wie „J.Edgar“. Es gibt ja doch etliche Filme zur Zeit, die ohne diese schlimmen Schnitt-Gewitter auskommen.
    Danke für das tolle Review 🙂

  2. Frau Flinkwert schreibt von einem unruhigen Publikum. Längere Zeit konzentriert hinsehen und Kleinigkeiten beobachten ist heute schon echt schwierig geworden, ich merke es ja sogar bei mir selbst teilweise. Die Sehgewohnheiten haben sich stark verändert.

  3. Ja gut, ich kann ja eine Eselsgeduld entwickeln, wenn mir die Story gefällt und mein detektivisches Ich angefixt wurde, aber der Twen von heute…*hust*… die hinter uns, angeblich Filmstudenten, quatschten unentwegt und verteilten Popkorn auf dem Boden. Hoffentlich hat wenigstens einer der Sechs verstanden worum es ging :))

  4. Ja genau es eine ruhige Erzählung und bedarf dennoch so viel Aufmerksamkeit. Das ist kein Film für Jedermann. Und ich fand ja nicht nur Hardys Perücke beleidigend schlecht, sondern auch Cumberbatchs. Das ist ein Film, bei dem es sich lohnt, ihn ein zweites Mal zu sehen – im Gegensatz zu so vielen anderen Filmen. 🙂

  5. Cumberbatch hatte glaube ich nur seine blonde Naturmähne im 70iger Bowie Stil geschnitten :)) Fand ich nicht so schlimm, obwohl er mir in Sherlock besser gefällt 🙂
    Ja durchaus, das ist ein Film, den ich gerne ein weiteres Mal gucken würde.

  6. Ich hab mir neulich ein paar von Dario Argento’s „Giallos“
    „besorgt“. Hast Lust auf ein Triple-Feature?
    Suspiria – Horror Infernal – Tenebrae.
    (Ich hol dich mit’m Mofa ab!..;-D

  7. Der steht bei mir ganz oben auf der Luste. Ich glaube, den Faible fürs Langsame habe ich schon… wenn’s gut gemacht ist. Und außerdem kann so ein ruhiger Spionagethriller mal nicht schaden. 😉

  8. Bääääh!! Moonboots fand/find ich schrecklich!..;-D
    (Aber was tut ihr Weibchen nicht alles, um jaaaa nicht zu bibbern!)

    Gestern hab ich ’nen 80er-Hackebeil-Slasher geguckt. (Klassiker)
    „Slaughterhouse“ Uncut / ’87. Kennst den? (Hatte vorher mal wieder die
    Eingangstüre zugesperrt. ;-))
    Leider, leider gibts nachwievor keinen extrahierten Soundtrack.
    Weder offizielles noch Bootleg-Album ;-/
    Ich hätte gern von Vantage Point „In the House“.
    Siehe – höre hier: http://www.youtube.com/watch?v=OkHxBdSfSSY
    Auch ein paar andere Songs kommen gut rüber.
    Köstlich ist der dicke Piggy-Grunzer mit dem Hackemesser..;-)

    Back to the 80’s!..;-)

  9. Ja natürlich sind die schrecklich, habe ich auch nie getragen, lieber erfrier ich :)) Nen Zobel habe ich übrigens auch nicht ;-))
    Kann mich nicht erinnern. Manchmal fällt mir beim Sehen ein, ob ich was kenne, aber bei solchen Produktionen, vergesse ich den ein oder anderen auch schon mal.

  10. Ist im Netz zu finden..;-)
    (Kannst Du bitte den letzten Satz korrigieren.
    – „die“ und Komma bitte raus. Merci!)

    Ich hätte dir ja eigentlich auch nicht zugetraut,
    dass Du deine Treter in Moonboots steckst..;-D

NurZuTrauDich!

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