ZeigMirDeineSeele

Chatroom von Hideo Nakata

chatroomInhalt:
Der 17-jährige William gründet einen Chatroom für sich und andere Teenager in seiner Stadt. Schon nach kurzer Zeit hat der Raum den gewünschten Zulauf und so findet sich für William ein perfektes Quintet zusammen. Die hübsche Eva, die etwas steife Emily, der depressive Jim und Mo, der in ein kleines Mädchen verliebt ist. Die vier Teenager ahnen nicht, dass William ein perfides Spiel mit ihnen treibt und sie systematisch ausspioniert und sich in ihre Datenbanken hackt. Freizügig schütten sie sich ihr Herz aus, erzählen von ihren Ängsten und Nöten, derweil William anfängt sie zu manipulieren…

Fazit:
„Chatroom“ wurde in Cannes ja schwer gescholten. Von, so reden doch keine Teenager, bis hin zu, er hätte sein Potential nicht ausgeschöpft.
Nun, das kann ich nicht unterschreiben.
Hideo Nakata drehte den Film nach einem Drehbuch von Enda Walsh, die bereits die erfolgreiche Theatervorlage schrieb. Er inszeniert seinen Chatroom in der Cyberwelt als schäbig buntes Hotel, in dem jedes Zimmer einen anderen Chatroom darstellt. Wir sehen William zunächst wie er seinen Chatroom übernimmt, der vormals ein anderer war und den Chatroomnamen „Chelsea Teens“ auf die Tür spritzt. Sein Zimmer ist noch leer, doch kaum stehen die ersten Stühle kommt auch schon der erste Gast. Während im Cyberspace ein buntes Treiben herrscht und alle vergnügt und ausgelassen miteinander plaudern, sehen wir in der wahren Welt ein in gedämpfte Farben getauchtes London, in dem unsere Protagonisten ihr unzufriedenes Leben führen. Während Eva Probleme mit ihrem Aussehen und dem Modediktat ihrer Freundinnen hat, langweilt sich Streberin Emily und sehnt sich nach elterlicher Zuwendung; Mo ist in die elfjährige Schwester seines besten Kumpels verliebt und Jim leidet unter schweren Depressionen, nachdem er als kleiner Junge von seinem Vater einfach im Zoo verlassen wurde und ihn nie wieder sah. William indes ist der Sohn einer berühmten Schriftstellerin und leidet selbst an Depressionen, ist autoaggressiv und in Familientherapie. Doch während seine Eltern glauben, dass er auf dem Wege der Besserung ist, wendet er seine Aggressionen nun gegen andere. Nachdem er in einem Mobbing-Chat auf den Geschmack gekommen ist und einen Chatroom gefunden hat, der Kinder und Jugendliche darin bestärkt sich umzubringen, plant er seine „Freunde“ nicht nur systematisch aus der Bahn zu werfen, sondern sogar in den Tod zu treiben.
Die Story von „Chatroom“ erzählt ganz eindringlich, spannend und abgründig wie schnell Manipulation und Mobbing in der virtuellen Welt machbar ist und zu ernsthaften Konsequenzen in der realen Welt führen können; wie schnell Menschen, insbesondere junge, ihr Leben und ihre Gefühle an wildfremde virtuelle Personen weitergeben, ihre reale Welt opfern und sich in Dinge hineinsteigern, die so im echten Leben gar nicht passiert wären. Sprachlich hält sich der Film ebenfalls an der Realität einfache Dialoge, die virtuelle Nähe, die im echten Leben kaum stattfindet, das Verschmelzen von Netz und Wirklichkeit und doch können die Protagonisten im wahren Leben nichts miteinander anfangen und trennen sich.
„Chatroom“ ist ein ganz wunderbarer Film, der berührt und lange nachwirkt, sicherlich aber eher ein jüngeres mit dem Medium wirklich vertrautes Publikum anspricht als die Filmkritiker
9-10. Er hat einen sehr asiatischen Filmstil von der Art der Umsetzung im Großen bis hin zu den Stop Motion-Animationseinlagen im Detail. Sehenswert!

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p>GROSSBRITANNIEN 2010 / 35 MM / 97 MIN /ENGLISCHE OV REGIE HIDEO NAKATA DARSTELLER AARON JOHNSON / IMOGEN POOTS / MATTHEW BEARD / HANNAH MURRAY / DANIEL KALUUYA / MEGAN DODDS / MICHELLE FAIRLEY / NICHOLAS GLEAVES DREHBUCH + THEATERVORLAGE ENDA WALSHMUSIK KENJI KAWAI KAMERA BENOIT DELHOMMEPRODUCTION DESIGN JON HENSONPRODUZENT LAURA HASTINGS-SMITH / ALISON OWEN / PAUL TRIJBITS VERLEIH UNIVERSUM FILM

6 Gedanken zu „ZeigMirDeineSeele“

  1. Ich weiß nicht, dadurch, dass er sich vom digitalen SchnickSchnack befreit hat (ich denke da an zum Beispiel peinliche Computerszenen in „Hackers“) ist das Thema, so glaube ich, auch noch in zehn Jahren nicht überholt. Oder meinst Du das Verhalten der „User“ sich grundlegend ändern wird?

  2. Mag sein, aber die Menschen, ihr Bedürfnis zu kommunizieren und sich jemandem anzuvertrauen wird bleiben, egal in welcher Form das stattfinden wird, Von daher wird die Grundproblematik bestehen bleiben.

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