Think“Glocal“

Up In The Air von Jason Reitman

up-in-the-airInhalt:
322 Tage des Jahres ist Ryan Bingham beruflich unterwegs, sein zu Hause sind Hotels und Flughäfen. Bingham ist beherrscht und strukturiert, nichts bringt in aus der Ruhe, bis auf die Tatsache, dass er sich seinem Ziel, den 10 Millionen Flugmeilen nähert. Er arbeitet für ein Unternehmen, das auf Kündigungen spezialisiert sind, sprich er feuert als Fremdunternehmen Mitarbeiter für Firmen, die das nicht selbst erledigen möchten. Doch Ryans himmlische Tage sind gezählt, denn die neue im Stall, Natalie Keener, hat spektakuläre Rationalisierungsmaßnahmen für Binghams Firma im Sinn: der Rauswurf per Videokonferenz. Keine herumreisenden Mitarbeiter mehr, keine unnötigen Kosten…

Fazit:
Alle anfängliche Besorgnis hier ein ödes Sozialgestörten-Drama serviert zu bekommen, haben sich in den ersten Minuten zum Glück verflüssigt. „Up In The Air“, Jason Reitmans dritter großer KinofIlm ist ein durch und durch gelungenes Melodram. Selten findet man so intelligente und tiefgründige Komödien, noch seltener Geschichten, die einfach neu und originell sind.
Unsere Hautfigur Ryan Bingham lebt für die Arbeit und seine Flugmeilen. Er bezahlt für nichts was ihm keine Meilen einbringt, bevorzugt eine bestimmte Fluggesellschaft und allen damit verbundenen Partnerunternehmen, die ihm ermöglichen weitere Meilen zu sammeln, Autos nur von XY, damit man sie irgendwo abstellen kann, fliegt nur mit Bordcase, trägt Slipper und weiß dass man sich beim Einchecken besser hinter Asiaten anstellt als hinter „alten Leuten“. Man erkennt ihn am Flugschalter und im Hotel und die Flughafenlobby gibt ihm das behagliche Gefühl zu Hause zu sein. Ryan hat keine Freunde, die Familie sieht er praktisch nie, aber er ist mit seinem Leben rundum zufrieden. Als sein Boss jedoch die blutjunge Cornell-Absolventin Natalie Keener einstellt, scheint sein Ziel die 10 Millionenmarke an Flugmeilen zu erreichen den Bach runterzugehen. Natalie plant Einsparungen durch „Glocal“-Thinking. Sie will die Mitarbeiter im Haus behalten und ihre Arbeit auf Laptops umlenken, was bedeutet, dass ihre Firma für andere Firmen Mitarbeiter per Videokonferenz kündigt. Ryan Boss ist begeistert doch er selbst ist entsetzt, schließlich gibt es viele Aspekte und Situationen während einer Kündigung, die nicht über die PC-Kamera gehandelt werden können. So bekommt Ryan eine Galgenfrist und muss Keener auf eine letzte Tour mitnehmen und sie einweisen. Das behagt ihm nicht, aber was tut man nicht, um seine Lebensweise zu erhalten, denn gerade hat er auch noch die sehr attraktive Alex kennengelernt, die auch Vielfliegerin ist und mit ihm eine Affäre angefangen hat. Ryan ahnt nicht, dass ihn diese Tour für immer verändern wird, denn die studierte Psychologin Keener reibt ihn seine Unfähigkeit Beziehnungen einzugehen ausdrücklich unter die Nase und bringt so sein Weltbild ziemlich ins Schwanken.
Auch in „Up In The Air“ beweist George Clooney wieder, dass er nicht einfach nur gut aussieht, aber das wissen wir ja. Sein Bingham scheint nicht mitfühlend, ist jedoch vom Wert des menschlichen Kontakts überzeugt und durchaus lernfähig. An seiner Seite überzeugen zwei Frauen: Anna Kendrick als Natalie Keener, die Frau, die ihm die Augen öffnet und Vera Farmiga als Alex Goran, die Frau, die ihm daraufhin das Herz bricht. Kendrick ist zwar mit ihren zusammengekniffenen Lippen gewöhnungsbedürftigt, dennoch liefert sie hier eine großartige Vorstellung einer auch straff organisierten Person ab, die sich jedoch rein von ihren Wertvorstellungen und ihrer exakten Lebensplanung: perfekter Mann-Haus-Kinder-Auto…total von Bingham unterscheidet. Farminga ist als Alex im Gegenzug dazu das scheinbare Bingham Pedant, reifer und erfahrener, vielleicht auch genügsamer, aber auf jeden Fall abgeklärter als Natalie und unbestritten der Sexy-Part in diesem Film.Skull 9:10
Alles in allem entpuppt sich „Up In The Air“ als verdienter Oscaranwärter und Jason Reitman als funkelndes Licht am Regisseurhorizont.

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p>USA 2009 – Regie: Jason Reitman -Darsteller: George Clooney, Vera Farmiga, Anna Kendrick, Jason Bateman, Danny McBride, Melanie Lynskey, Amy Morton, Sam Elliott – Prädikat: besonders wertvoll -FSK: ohne Altersbeschränkung – Länge: 110 min.

7 Gedanken zu „Think“Glocal““

  1. Ja, da würde ich vieles auch so unterschreiben, bei Dir hat es ja dann auch nicht zu hundert Prozent gereicht. Ich würde ihn mittlerweile gerne nocheinmal sehen, wurde er einfach zu schnell aus meinem Gedächtnis gelöscht. „Bordcase“ ist ja ein fescher Begriff… :))

  2. Jetzt hast Du mich mit dem „Bordcase“ total verunsichert :)) So sagt man doch zu Koffern, die man nicht extra aufgeben muss!
    Eigentlich war ich total voreingenommen und erwartete einen ganz dramatischen Film, schön, wenn man dann so wachgerüttelt wird 😀

  3. :)) ich denke jeder weiß was Du meinst. Ryan Bingham reist als Ami wohl mit carry-on (ohne oder mit Zusatz: luggage) und ich reise auch oft nur mit Handgepäck bzw. einem kleinen Trolley, Rollenkoffer o.ä. Bordcase finde ich wirklich fesch. :yes:

    Ich bin, glaube ich, ganz anders an den Film herangegangen und habe einen der besten Filme des Jahres erwartet und war dann erst einmal minimal enttäuscht, er ist aber schließlich doch auf meiner, sehr zu empfehlenden Filme-Liste gelandet. Ist die Sache mit der Erwartungshaltung.

NurZuTrauDich!

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